‚Kind, geh‘ raus an die frische Luft. Die ist gesund.‘ hat meine Oma immer gesagt. Dank umfangreicher Forschungsergebnisse wissen wir heute: Nicht nur die frische Luft ist gesund. Das Tageslicht ist es auch!
Das natürliche Licht ist so gesund, dass ich meinen Arbeitsplatz am liebsten ins Freie verlegen würde. Leider regnet’s gerade. Und da sitze ich nun mit meinem Laptop am Schreibtisch, schaue aus dem Fenster und wünschte mir, der graue Himmel würde endlich aufreißen…Um unser Wohlbefinden zu verbessern, empfehlen Wissenschaftler ja tatsächlich, dass man sich vormittags ein paar Stunden im Freien aufhält. Damit wir unsere tägliche Ration Tageslicht abbekommen. Aber seien wir mal ehrlich: wer von uns schafft das? Gerade wenn man berufsbedingt überwiegend in Innenräumen zu tun hat, sind mehrstündige Freiluft-Aufenthalte eine echte Herausforderung.
Wissenschaftlich bewiesen: Tageslicht verbessert das Wohlbefinden
Doch Sie werden staunen, wie sich das „Freiluft-Experiment“ auszahlen würde! Es ist inzwischen wissenschaftlich bewiesen, dass Tageslicht einen positiven Effekt auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit hat. Man hat im Jahr 2002 herausgefunden, dass unser Körper mit ziemlich außergewöhnlichen Zellen ausgestattet ist. Diese Zellen, die so genannten Ganglien-Zellen, wurden in der Netzhaut des Auges entdeckt. Sie dienen aber nicht dem Sehen – wie die Stäbchen und die Zapfen. Sie haben stattdessen die Aufgabe, unsere innere Uhr an den Wechsel von Tag und Nacht anzupassen. Und wie diese Synchronisation mit dem Tageslicht funktioniert, ist einfach nur genial.
Was Tageslicht im Körper auslöst
In den eben schon genannten Ganglien-Zellen befinden sich extrem lichtempfindliche Eiweiß-Moleküle namens Melanopsin. Diese Moleküle werden durch das Tageslicht aktiviert – konkret vom kühlen Blau-Anteil. Trifft also morgendliches Tageslicht auf die Netzhaut des Auges, werden die Moleküle aktiv und schicken dem Gehirn die Nachricht: „Guten Morgen, die Nacht ist vorbei!“Das Gehirn reagiert und löst eine Kette von Prozessen aus: So wird die Produktion des Schlaf-Hormons Melatonin gestoppt. Stattdessen steigt die Produktion des Wachmacher-Hormons Cortisol an. Wir werden wach und aktiv. Gegen 9 Uhr hat das Cortisol seinen maximalen Wert im Blut erreicht. Danach fällt es über den Tag kontinuierlich ab. In den Abendstunden sorgt dann der warme Rot-Anteil des Lichts dafür, dass sich der Körper auf die wohl verdiente Schlafenszeit einstellt. Es wird wieder Melatonin ausgeschüttet. Wir werden müde und schläfrig. Um 3 Uhr nachts ist der Melatonin-Spiegel im Blut am höchsten. Danach sinkt er und ein neuer Zyklus beginnt.
Ein Mangel an Tageslicht verschlechtert das Wohlbefinden
Wer sich also an die altbekannten Regeln hält und möglichst viel Zeit an der frischen Luft im Freien verbringt, gibt seinem Körper genau das, was er jeden Tag braucht: Tageslicht. Tatsächlich bewegen wir uns zu wenig im Freien. Stattdessen halten wir uns überwiegend in Innenräumen mit künstlicher Beleuchtung auf.Das hat Folgen für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit. Fast 40 Prozent der Deutschen leiden in den Wintermonaten unter fehlender Antriebskraft und Stimmungsschwankungen. Auch sinkt unsere Konzentrationsfähigkeit.
Biologisch wirksames Licht für die Innenräume
Ich selbst wohne im Erdgeschoß eines Altbaus. Nicht einmal in den Sommermonaten ist es in der Wohnung wirklich hell. Wir renovieren jetzt und streichen die Wände wieder weiß. Weiß reflektiert das Licht besser.
Ich werde mich aber auch nach neuen Lampen umsehen. Denn in der Licht- und Medizintechnik werden mittlerweile Leuchten entwickelt, die das Tageslicht in die Innenräume bringen.Eine solche biologisch wirksame Beleuchtung sorgt dafür, dass man morgens mit aktivierendem Tageslicht und abends mit beruhigendem Wohlfühllicht versorgt wird.
Wie wirksam diese Leuchten sind, zeigen bereits verschiedene Studien. So wurden bereits Schulen mit diesen Leuchten ausgestattet. Das Ergebnis ist beeindruckend: das Wohlbefinden und die Konzentration der Kinder hat sich seitdem erheblich verbessert.
Fazit
Der positive Einfluss des Tageslichts auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit ist nicht zu unterschätzen. Aber wem ist dieser Zusammenhang bewusst? Diese Erkenntnis hat ja noch nicht einmal die Schulbücher erreicht, obwohl die Ganglienzellen schon 2002 entdeckt worden sind…Das Thema ist noch nicht in der Öffentlichkeit angekommen. Dabei ist uns die Gesundheit angeblich so wichtig: Wir achten auf die Ernährung, treiben Sport… Okay, die einen mehr, die anderen weniger… Aber wer von uns versorgt sich auch mit gesundem Licht?
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