Digital-Event: KI ist jetzt

Künstliche Intelligenz – oder kurz KI – wird oft als Zukunfts-Technologie bezeichnet. Dabei ist sie längst Teil der Gegenwart. Immer mehr Unternehmen und Forschungsinstitute nutzen die technologischen Möglichkeiten der KI bereits, um Prozesse oder Produkte zu optimieren. Der Großteil der Unternehmen allerdings zögert noch.

Im Gespräch mit Anja Karliczek und Karl-Heinz Streibich

Am 23. Februar moderierte ich in einem TV-Studio bei München die virtuelle Konferenz „KI ist jetzt!“ der Plattform Lernende Systeme. Die Plattform wurde 2017 ins Leben gerufen, um Deutschland international als Technologieführer für Lernende Systeme zu positionieren… und um den Einsatz von KI-Systemen SICHER und VERANTWORTUNGSVOLL voranzutreiben. Gastgeber der Konferenz waren die beiden Co-Vorsitzenden der Plattform: Bundesforschungsministerin Anja Karliczek und der Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) Karl-Heinz Streibich.

In einem Gespräch gleich zu Beginn der Konferenz machten die Bundesforschungsministerin und der acatech-Präsident deutlich, dass der Einsatz von KI in Deutschland noch ausbaufähig ist… und dass dieser Ausbau nur gelingt, wenn die Menschen der neuen Technologie auch vertrauen. Erst dann würden lernende Systeme auch in der Breite zum Einsatz kommen. Die KI habe dem Menschen zu dienen – und dafür müsse in Europa ein regulatorischer Rahmen geschaffen werden.

Vertrauenswürdige „KI made in Europe“

Ziel müsse ein Markenzeichen „KI made in Europe“ sein. Eine Marke, die für Sicherheit, Datenschutz und ethisch vertretbaren KI-Systemen stehe – als vertrauenswürdiges Gegenstück zu den Technologieführern aus China und den USA. Europa müsse seinen eigenen Weg gehen – einen dritten Weg zwischen Asien und Amerika, fassten es Karliczek und Streibich zusammen.

Und die Ethik ist dabei ein zentraler Schlüssel. Sie wird zwar oft als Hemmschuh gesehen. Doch weil sie dazu zwingt, „zwei Mal nachzudenken“, sei dieser Hemmschuh ein Erfolgsfaktor für eine „KI made in Europe“. So drückte es Peter Dabrock in seiner Impulsrede aus. Der ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrates ist Professor für Systematische Theologie mit Schwerpunkt Ethik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Chancen für den Mittelstand

Beispiele für den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen von Lernenden Systemen lieferten die Konferenz-Teilnehmer den ganzen Tag über. Die verschiedenen Beispiele – auch aus der Praxis von kleinen und mittelständischen Unternehmen – zeigten immer wieder, wie vielfältig die Einsatzmöglichkeiten von KI sind.

Hobby-Imkerin Katharina Schmidt beispielsweise gründete in Karlsruhe das Startup apic.ai, um mithilfe von KI etwas gegen die Ursachen des Bienensterbens zu unternehmen. Dabei erfasst ein Kamerasystem am Eingang von Bienenstöcken die Bienen beim Ein- und Ausfliegen. Anschließend analysiert die KI die Bilddaten und wertet sie aus. Und weil Bienen ein Indikator für den Zustand eines Ökosystems sind, lassen sich in Echtzeit Rückschlüsse ziehen auf mögliche Umweltbelastungen und die biologische Vielfalt einer Region. Das Unternehmen von Hanna Köpcke, die Webdata Solutions GmbH aus Leipzig, nutzt KI, um tagesaktuelle Preis-, Produkt- und Anbieterdaten im Internet auszuwerten. Und der Vorstandsvorsitzender des Berliner Softwareunternehmen PSI Software AG, Harald Schrimpf, erläuterte, warum intelligente Software-Lösungen sogar ein wichtiger Bestandteil der Energiewende sind. Die Software seiner Firma optimiert beispielsweise den Betrieb der Verteilnetze von E.on. KI sorgt damit für stabile Stromnetze, auch wenn die Einspeise-Mengen schwanken.

Tipps zur Implementierung von KI

Gerade kleine und mittlere Unternehmen brauchen Unterstützung bei der Implementierung von KI. Luise Weißflog vom „Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum Chemnitz“ steht in direktem Kontakt zu KMU. Um Mitarbeiter auf die Einführung von KI vorzubereiten, empfiehlt sie beispielweise die Teilnahme an kostenfreien KI-Trainings-Programmen, wie sie die TU Chemnitz anbietet. Katharina Schmidt und Harald Schrimpf raten zu einer schrittweisen Implementierung von KI. Das schafft Vertrauen und die Mitarbeiter erleben die Vorteile – beispielsweise der Bild- und Muster-Erkennung oder der vorausschauenden Wartung von Industrieanlagen.

Es war mir eine große Freude, diese interessante Konferenz zu moderieren. Sie zeigte, vor welchen konkreten Hürden die Unternehmen stehen – und was getan werden muss, um eine sichere und vertrauenswürdige KI in Deutschland und Europa voranzubringen.

Zu näheren Informationen verlinke ich nachfolgend zwei weitere Artikel zur Konferenz „KI ist Jetzt!“ der Plattform Lernende Systeme:

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