Unser Umgang mit Fehlern blockiert Kreativität

Mann im Anzug haut mit Faus auf Tisch und schreit

Vor 140 Jahren war elektrisches Licht ein Luxus, den sich nur wenige in ihren Wohnungen leisten konnten. Zu dieser Zeit waren Gaslampen üblich.


Elektrische Glühlampen waren noch etwas völlig Neues. Und ihr Siegeszug ist dem US-amerikanischen Erfinder und Unternehmer Thomas Alva Edison zu verdanken. Wie viele andere Mitstreiter war auch er auf der Suche nach einem geeigneten Material für den Glühfaden. Um mit dem vorherrschenden Gaslicht konkurrieren zu können, musste der Glühfaden möglichst lange leuchten – nicht nur ein paar Sekunden. Dieses Material zu finden, war die große Herausforderung. Die unzähligen Tests in seinem Forschungslabor in Menlo Park bei New York scheiterten immer wieder. Und genau diese Fehlschläge trieben Edison an. Er hatte eine Vision: Er wollte das elektrische Licht in die New Yorker Haushalte bringen. Und als er von einem Journalisten gefragt wurde, warum er nicht aufgebe, elektrisches Licht zu erzeugen, soll er gesagt haben:

„Junger Mann, Sie verstehen das falsch. Ich habe ganz und gar nicht versagt. Ich habe mit Erfolg 5.000 Wege gefunden, die nicht funktionieren. Das bringt mich dem Weg, der funktioniert, 5.000 Schritte näher.“

Am 27. Januar 1880 zahlte sich Edisons Ausdauer aus. Er erhielt in den USA das Patent auf die elektrische Glühlampe. Ihre Brenndauer betrug ca. 40 Stunden – dank eines Glühfadens aus Bambuskohlefasern. Im Laufe seines Lebens hat Edison weltweit mehr als 2.000 Patente angemeldet. Die elektrische Glühlampe war nur eines davon. Ausprobieren und aus Fehlern lernen, das war seine Devise.


Und jetzt sehen wir uns unsere Fehler-Kultur an: Rückschläge, Misserfolge und Fehler sind in unserer Gesellschaft ein Tabu-Thema. Obwohl es menschlich ist, Fehler zu machen, trauen sich nur wenige, einen Fehler offen zuzugeben oder über das eigene Scheitern zu sprechen. Was ist die Konsequenz? Viele Menschen trauen sich nicht, neue Ideen auszuprobieren: aus Angst, einen Fehler zu machen, zu versagen, ausgelacht zu werden, an den Pranger gestellt zu werden oder vor negativen Konsequenzen…


In unserer Gesellschaft, werden Menschen schnell verurteilt, wenn sie einen Fehler gemacht haben. Es wird ein Schuldiger gesucht. Aber warum ist das so? Damit man sich selbst überlegen fühlt?


In der Wissenschaft motivieren Fehler den Forschenden, nach alternativen Lösungen zu suchen. Das Scheitern ist eine Triebfeder für Neues. Woran wir also arbeiten müssen, ist unseren Umgang mit Fehlern zu überdenken. Eine positive Herangehensweise sollte das Ziel sein. Sie fördert Kreativität.


4 Strategien zum Umgang mit Fehlern

Es gibt im Wesentlichen 4 konstruktive Strategien für einen sinnvollen Umgang mit Fehlern.


  • FEHLER-VERMEIDUNG
  • FEHLER-OFFENHEIT
  • FEHLER-LERNKULTUR
  • FEHLER-FREUNDLICHKEIT


Der 1. Punkt „Fehler-Vermeidung“ versteht sich von selbst. Ich unterstelle mal, dass niemand absichtlich einen Fehler macht. Falls doch, wäre es Sabotage und eine Straftat. Es ist ganz natürlich, dass wir uns bemühen, keinen Fehler zu machen. Allerdings sollte man sich auch vor Augen halten, dass es keine Garantie auf Null Fehler gibt. Fehler können jederzeit passieren. Es sollten nur nicht dieselben sein.


Im 2. Punkt „Fehler-Offenheit“ steckt großes Potenzial. Ist ein Fehler passiert, geht es darum, nach vorn zu schauen, um weitere Schäden zu minimieren. Das heißt, es müssen Fehler-Lösungs-Kompetenzen erworben und trainiert werden. Sie helfen dabei, dass man beim Auftreten eines Fehlers bestmöglich zu reagiert.


Der 3. Punkt „Fehler-Lernkultur“ sorgt für ein positives Lernklima. Ein solches Klima nimmt die Angst vorm Fehlermachen. Wir lernen aus unseren Fehlern. Fehler gehören zum Leben dazu.


Und der 4. Punkt „Fehler-Freundlichkeit“ ist eine wichtige Voraussetzung für Innovationen. Betrachten Sie Misserfolge als gewöhnliche Zwischenschritte, um Ihrem Ziel näher zu kommen. Denken Sie an Edison und seine Herangehensweise. Seine vorangegangenen Fehlversuche waren wichtige Investitionen, ohne die Innovationen nicht möglich sind. Sie haben Zeit und Geld gekostet – und haben sich ausgezahlt. Die Glühlampe wurde erfunden!


Meine 3 Empfehlungen

Angst vor Fehlern behindert Kreativität. Diese Angst muss weg. Deshalb lauten meine 3 Empfehlungen:


  1. Stehen Sie zu einem Fehler.
    Eine echte Entschuldigung kann entwaffnend sein.
  2. Blicken Sie nach vorn.
    Überlegen Sie, was Sie tun können, um den entstandenen Schaden zu begrenzen.
  3. Ändern Sie Ihre Einstellung.
    Akzeptieren Sie Fehler als Teil des Lebens. Es ist menschlich, Fehler zu machen. Wir lernen aus ihnen.


Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sollten einen zeitgemäßen Umgang mit Fehlern vorleben. Vielleicht wird es dann irgendwann die Normalität.

More To Explore

Hochwasser | Vogelpespektive
#kzmlebensraumstadt

Hochwasserschutz in Zeiten des Klimawandels

Was sich nicht nur im Ahrtal ändern muss Das verheerende Hochwasser im Westen und Südwesten Deutschlands wird nicht das Letzte gewesen sein. Deshalb möchte ich euch

Kristina zur Mühlen begrüßt zur Online-Diskussionsrunde | Screenshot Bildschirmansicht
#kzmnachhaltigkeit

35 Jahre Tschernobyl

Am 26. April habe ich für die SPD-Bundestags-Fraktion eine spannende und informative Online-Podiumsdiskussion zur Zukunft unserer Energieversorgung geführt. Anlass war ein trauriges Jubiläum: die Nuklear-Katastrophe